Samstag 28. Mai:
Nach umfangreichen Vorbereitungen und einer grandiosen Rockfete am Mittwoch, trafen sich die Thieringhauser Schützen wie gewohnt um 14:00 Uhr an ihren Antrete Plätzen im Ober – und Unterdorf. Während sich die Männer aus dem Unterdorf stilgerecht an der mobilen Luxustheke eines weltbekannten Herstellers isotonischer Kaltgetränke professionell auf den bevorstehenden Schützenzug vorbereiteten, hatten sich die Jungens mit Format durch das nur in Thieringhausen vorkommende „Schröder – Reperich – Vitamin“ die Unterstützung des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Olpe gesichert. Pünktlich um 14:25 Uhr marschierten beide Korporalschaften dann los zum Festzelt, denn der diesjährige Terminplan platze förmlich von Höhepunkten aus allen Nähten. Gott sei Dank hatten die Thieringhauser das Wohlwollen von Petrus und seinem Assistenten, dem heiligen Giesbert auf ihrer Seite und so strahlte die Sonne mit den Schützen um die Wette.
Um drei Uhr hieß es dann “Antreten im Festzelt“, wo Ehrenmajor Heinz Schröder letztmalig von Hauptmann Georg Scheiwe gemeldet bekam: „Herr Major, ich melde, Schützenverein St. Hubertus der Schulgemeinde Thieringhausen mit Sage und Schreibe 77 Schützen und 23 Offizieren angetreten.“ Das war zur großen Freude des alten Haudegens ein Teilnehmerrekord und Heinz Schröder begrüßte sogleich alle Schützen und vor allem den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr unter dem Dirigat von Andreas Reuber. Gleichzeitig dankte der Ehrenmajor all denjenigen, welche ihn während seiner langen Amtszeit so tatkräftig unterstützt hatten, allen voran seinen Offizieren und er lobte den außerordentlichen Zusammenhalt unter den Schützen und die große Hilfsbereitschaft, welche er in all den Jahren erfahren durfte. Dann ließ er den neuen Major Benedikt Grebe vortreten und überreichte ihm feierlich den Majorsdegen als äußeres Symbol seiner Stellung als erster Schütze des Vereins.
Nachdem Benedikt Grebe den Altmajor gebeten hatte einzutreten, wandte wiederum er sich an die Schützen mit dem Gruß: „ Tach, Schützen“, und es schallte ihm lautstark aus 100 Kehlen entgegen, „Tach, Herr Major“. Als auch er dann einige Worte des Dankes an alle gerichtet hatte, setzte er erstmals den Schützenzug in Marsch, denn es gab an diesem Tage noch Einiges zu erledigen.
Zunächst wurde unsere Fahne am Gasthof „Zur Alten Post“ abgeholt, ehe man zum noch amtierenden Kaiserpaar Jürgen und Marita Butzkamm marschierte. Neben der Freude, dass die fünf Jahre ihrer
Kaiserzeit nun zu Ende gingen, schwebte aber auch eine gute Portion Wehmut über dem kaiserlichen Empfang, denn das Paar wurde nicht müde, kund zu tun, wie schön diese Zeit doch gewesen war. Nach
dem obligatorischen Ständchen und dem
Abnehmen der Front der angetretenen Schützen, setzte der Schützenzug nun seinen Weg zum Königspaar Jürgen und Anja Weier fort. Dort angekommen strahlte das scheidende Königspaar wie die Schützen
mit der Sonne um die Wette, womit Jürgen Weier seinen neuen Ruf als Sonnenkönig manifestierte, denn er hatte zu allen Anlässen des Jahres gutes Wetter prognostiziert und offenbar hat er eine
exzellente Verbindung zu den im Himmel Wetterverantwortlichen. Ausreichend gestärkt setzte der Schützenzug unter der Führung unseres Zugoffiziers Lt Thorsten Wacker seinen Weg durch das
Dorf zum Schützenplatz und zu unserem prall gefüllten Festzelt fort.
Nach einer nur kurzen Verschnaufpause hieß es dann aber bereits. „Antreten zum Königsschießen“. Unter der Vogelstange angekommen entwickelte sich bald ein spannendes Schießen, denn neben den beiden ärgsten Rivalen Lt Dr. Sebastian Schröder und Lt Dominik Arens mischte auch noch Schützenbruder Carsten Nies mit. Das bessere Ende fand jedoch Sebastian Schröder für sich, als er nach dem 94. Schuss die Arme jubelnd in den Himmel recken konnte. Zu seinen ersten Gratulanten gehörte seine Freundin und Königin Claudia Schlösser aus Olpe, die das Schützenfestgen von Kindertagen an in die Wiege gelegt bekommen hatte, war ihr Vater, Dr. Thomas Schlösser im Jahre 2005 doch Schützenkönig des St. Sebastianus Schützenvereins Olpe.
Nach einem ausgiebigen Bad in der Menge und auf der Theke im Festzelt ging es dann mit dem Kaiserschießen weiter. Hier machten zunächst neben Ulrich Grebe die ehemaligen Könige Lt Reinhard Kranz, Lt Michael Bender und Olt Guido Schulze dem Weißkopfseeadler im Kugelfang das Leben schwer, ehe urplötzlich Lt Dennis Gipperich auf den Aar anhielt. Dieser Umstand löste unter den Zuschauern, insbesondere aber bei seinem Vater, dem ehemaligen 2. Vorsitzenden und Hauptmann Raimund Gipperich einen Reflex aus, denn nun war er es, der unter der Vogelstange stand und dem Aar fulminant zusetzte. Mit dem 136. Schuß war es dann aber doch Ulrich Grebe, der diesen aufregenden Wettbewerb für sich entschied und Kaiser von Thieringhausen wurde. Auf den Schultern der Schützen wurden nun er und seine Kaiserin Renate in das Zelt getragen und die Freude kannte kein Ende. Auf der Theke angekommen dauerte es eine ganze Weile bevor die zahlreichen Gratulanten vorüber waren.
Nach einer kurzen Pause schritt dann Major Benedikt Grebe unter dem tosenden Beifall der zahlreichen Gäste und Schützen zur Proklamation der neuen Majestäten, damit diese nun erstmalig die Front der Schützen abnehmen konnten. Anschließend fanden dann die Jubilar Ehrungen statt und Matthias Arens erhielt als 25. Jähriger Jubelkönig als erster seinen Orden. Alsdann wurde unser 25. Jährige Jubelkaiser Bernhard Gipperich ausgezeichnet, ehe die 50. jährige Jubelkönigin Mechthild Kleine ihren Jubiläumsstrauß erhielt.
Somit war die Stimmung am absoluten Höhepunkt und unsere Tanzband 2foryou nutzte diese einmalige Atmosphäre und brachte die fast schon übervolle Tanzfläche bis in die frühen Morgenstunden zum Kochen. Und so ging ein fantastischer Schützenfest – Samstag zu Ende.
Sonntag 29. Mai:
Der Sonntag begann wie immer um 9.00 Uhr mit dem Antreten am Gasthof „Zur alten Post“.
Zur Überraschung aller war nach seinem Einsatz vom Vortage unser Ehrenmajor Heinz Rüsche erneut in Uniform mit von der Partie. Ein Umstand der deutlich macht, wie sehr Schützenfest in
Thieringhausen generationsübergreifend verbindet und der Chronist merkt an, dass es ein wunderbares Gefühl war, diesen hoch verdienten Offizier in der Schützenmesse unter seinen Kameraden zu
sehen und gemeinsam mit ihm diesen Gottesdienst begehen zu dürfen.
Zunächst ging es aber mit dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr zum Ehrenmal, um der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege zu gedenken.
Das anschließende Schützenfesthochamt wurde in diesem Jahr erneut von Pfarrer Clemens Steiling im voll besetzten Festzelt zelebriert. In seiner Predigt ging Pastor Steiling eingehend auf die Werte Glaube, Sitte, Heimat ein und stellte klar, dass es nicht nur Aufgabe sei, alt Verstaubtes zu behüten, sondern es in unsere Zeit hinüberzuführen, immer wieder neu zu interpretieren, um die Vergangenheit und das Jetzt zusammen zu führen.
Beim darauf folgenden Frühschoppenkonzert ließen es die Musiker um Dirigent Andreas Reuber richtig krachen, sodass König Dr. Sebastian Schröder den Taktstock schon gar nicht wieder hergeben wollte. Es wurde deutlich, dass dieses Ensemble ein Orchester der absoluten Spitzenklasse ist und neben hoch anspruchsvoller konzertanter Musik auch für ordentlich Stimmung sorgen kann, denn die Menge vor der Theke tobte, als sich die Musiker unter die Schützen mischten und über Tische und Bänke gingen.
Am Sonntagnachmittag trafen sich die beiden Korporalschaften bereits wieder um 15.00 Uhr, und dann um 16.00 Uhr im Festzelt, wo Major Benedikt Grebe seine erste Meldung vom Hauptmann entgegen nahm. Gleichwohl hieß er anschließend den St. Helena-Schützenverein Elben mit seinen amtierenden Majestäten, sowie das Tambourcorps aus Helden unter der Leitung von Achim Scheckel herzlich willkommen. Alsdann mahnte er aber erneut zur Eile, denn es galt sowohl das neue Königspaar Dr. Sebastian Schröder und Claudia Schlösser, als auch den neuen Kaiser Ulrich Grebe und seine Kaiserin Renate samt ihrem jeweiligen Hofstaat abzuholen. Natürlich durften dabei auch der amtierende Kinderschützenkönig Frederick Heuel und seine Königin Nina Berge im Festzug mitmarschieren.
Vielleicht der Euphorie und Freude der Majestätenpaare geschuldet, kam es, dass der sonntägliche Schützenzug dann ein wenig länger ausfiel als gewohnt, denn natürlich mussten die Jungens mit Format ihren zweistophigen Hymnus auf das Oberdorf bei beiden Majestäten zum Vortrag bringen und unsere neue Königin Claudia ließ mit ihrem Musikwunsch, das Olper Schützenlied erklingen zu lassen deutlich werden, dass ihre Wurzeln per Geburt in der Kreisstadt Olpe, der Mutterstadt des Schützenfestes liegen.
Nach dem berauschenden Einmarsch in das Festzelt auf dem Schützenplatz fand dann der nächste und eigentliche Höhepunkt dieses Schützenfestes statt, die Königs- und Kaiserpolonaise. Dabei zeigten sich die Damen und Herren in ihren feinsten Roben und die Majestäten strahlten, sodass es eine wahre Augenweide war. Im Anschluss folgte dann in gewohnter Weise die Stärkung am Buffet bevor die Tanz – und Showband 2forYou für den stimmungsvollen Fortgang des Abends sorgte. Wieder brodelte das Festzelt voller Lebensfreude und guter Stimmung und es wurde getanzt, als ob es keinen Morgen geben würde.
Ebenso mit im Festzelt waren die Fussballer der 1. Mannschaft der Spielgemeinschaft Kleusheim / Elben, die es mit einer furiosen Saisonleistung und einem Sieg über die SpVg Olpe 2 geschafft hatten, die Relegation um den Aufstieg in die Bezirksliga zu erreichen. Somit war Ausgelassenheit und Feierlaune garantiert, die bis in die frühen Morgenstunden anhielt.
Montag 30. Mai:
Traditionell stand an diesem Montag wieder das Kinderschützenfest auf dem Programm und auch hier sollte es nicht an noch nie dagewesenen Höhepunkten mangeln. So scheute unser Kinderschützenkönig Frederick Heuel und seine Königin Nina Berge weder Kosten noch Mühen, um die kleinen Schützen und Clown Balloni mit einer Planwagenfahrt nach Rhonard zur Residenz des Königs anreisen zu lassen. Angekommen wurden sowohl den kleinen als auch großen Schützen ein wahrhaft fürstlichster Empfang geboten, denn es mangelte an nichts. Nach dem Antreten nahm das Königspaar mit seinen beiden Königsoffizieren die Front ab, ehe es mit einer Polizeieskorte und Blaulicht im Planwagen zurück nach Thieringhausen ging. Dort angekommen wurde dem Paar zu den Klängen von Preußens Gloria ein berauschender Empfang geboten.
Nun wurde es aber Zeit den Nachfolger von König Frederick zu ermitteln und daher fanden sich unsere Junior – Schützen an der Schießbude ein, wo ihnen Schützenvogel Fridolin aus luftigen Höhen zuschaute. Nach einem spannenden Wettkampf war es dann schließlich Leon Bender aus Günsen, der die Königswürde errang und sogleich vielen ihm seine Freunde um den Hals, um den jungen Landwirt aus dem untersten Unterdorf zu gratulieren. Als dann zwei Offiziere den neuen König auf die Schultern heben wollten, um ihn ins Festzelt zu tragen, sahen sie sich zwei kleinen Kerlen gegenüber, die selbstbewusst konterten: „Das machen wir lieber selber!“ So geschehen trugen sie ihren neuen Regenten unter tosendem Applaus zur Showbühne von DJ Reinhard, der mit gewohntem Elan die Moderation übernahm und den König bat, sich eine Königin zu erwählen. Im Gegensatz zu einem seiner Vorgänger, der unter den anwesenden Damen keine fand, welche hübsch genug für ihn war, fackelte King Leon nicht lange und wählte sich Valeska Thiersch zur Königin. Ihrer Geste nach zu urteilen, war die neue Majestät gut vorbereitet und sie strahlte, wie ihr großes Pendant zwei Tage zuvor.
Nach der Proklamation des neuen Kinderschützenkönigspaares erfolgte ebenso die Proklamation des Sackkönigs Jonas Brinkmann und seiner Sackkönigin Jil Weier. Natürlich gab es auch wieder die traditionellen Jubilarehrungen, und so wurde in Abwesenheit des 25. Jährigen Kinderjubelkönigs Christof Wendt, des 25. Jährigen Sackkönigspaares Gregor und Dorothee Gipperich und des 40. Jährigen Kinderschützenkönigspaares Stefan Arens und Andrea Grebe, Verena Breidebach als 25. Jährige Kinderschützenkönigin geehrt.
Nach der Kinderpolonaise wurde zur Belustigung der Kinder wieder das Kinderschminken, die Wühlkiste und auch das Pfeile werfen angeboten und man konnte sogar die von unserem Schießmeister Tobias Hengstebeck gebaute Moorenkopfkanone ausprobieren. Die von unserer Hausbäckerei aus Stachelau gebackenen Stutenkerle im Schützenfestformat durften natürlich auch nicht fehlen und so war es kein Wunder, dass eine ausgelassene und fröhliche Stimmung über der Szenerie lag.
Wer gedacht hätte, dass es nun genug Höhepunkte und Besonderes gegeben hätte, sah sich in dem Moment getäuscht, als der Kinderchor des Gemischten Chores Vocalitas Thieringhausen, die Vocalinos auf die große Bühne traten. Die kleinen Zwerge, unter ihnen zwei Bass – Zwerge, begeisterten das Publikum durch Liedvorträge in insgesamt drei Sprachen, als sie jedoch den Song Halleluja präsentierten, musste der Chronist vor Rührung kurz das Zelt verlassen. In einem großartigen Finale mit Zugabe ging der Chor mit den großen Sängerinnen und Sängern nochmal unter die Haut, als sie aus dem Tabaluga Zyklus das Lied der Meeresschildkröte Nessaja „ Ich wollte nie erwachsen sein“ aufführten. Erneut brannte großer Beifall auf und belohnte sowohl die kleinen als auch großen Sänger für ihre sensationelle Performance.
Ausgelassen wurde nun weiter gefeiert und DJ Reinhard heißte allen Schützenschwester und – Brüdern mächtig ein.
So ging in den frühen Morgenstunden ein überaus ereignisreiches und erfolgreiches, schönes und friedvolles Schützenfest zu Ende.
Dienstag 31. Mai:
Wie immer standen dienstags die Zeltreinigung und einige Aufräumarbeiten auf dem Programm. Bedingt allerdings durch den Feiermarathon der letzten vier Tage, taten sich hierbei aus verständlichen Gründen einige Schützen sehr schwer. Dennoch konnte man recht zügig alle Aufgaben zu Ende bringen und alsbald bei Steaks und Würstchen wieder zum gemütlichen Teil übergehen.